Unsere Zukunft als Verhandlungsmasse
Seit gut 3 Jahren, geht Fridays for Future in Deutschland auf die Straße. Der Druck aus der Zivilgesellschaft, hat fast alle Parteien und gesellschaftliche Interessengruppen dazu genötigt, sich zum Thema Klimakrise zu positionieren und ein Profil dazu zu entwickeln. Konkrete Meilensteine zur Erreichung von Klimagerechtigkeit, blieben aber bislang aus. Woran das liegen könnte? Hier folgt ein Erklärungsansatz.
Die Notwendigkeit für gezielten Klimaschutz kann kaum jemand noch abstreiten. Die immer wiederkehrenden Argumente, um die notwendige Klimawende auszubremsen, verdeutlichen allerdings, dass ein Großteil der Gesellschaft noch nicht verstanden hat, worauf es jetzt ankommt.
Wir behandeln die Zwänge des Wirtschaftssystems als unumstößliche Gesetzmäßigkeiten und versuchen verzweifelt mit den tatsächlichen Naturgesetzen unseres Globus zu verhandeln.
So ist es, wenn man heutzutage Vertreter*innen der Wirtschaft oder von Gewerkschaften wie z.B. der IG Metall zuhört. Keine*r leugnet die Notwendigkeit des Umstiegs auf klimaneutrale Produktionsmethoden. Aber die Forderungen, die gestellt werden, verdeutlichen, wie wenig sie verstanden haben, dass die Klimakrise keine Partei ist, die am Verhandlungstisch sitzt.
Die bisherige Praxis demokratischen Abwägens zwischen Bedürfnissen und Interessen unterschiedlicher Gruppierungen, wird bei der Bekämpfung der Klimakrise keinen Erfolg haben können. Eine Situation des Verhandlungstisches kann dennoch angebracht sein. Allerdings nicht unter der irreführenden und mittlerweile fatalen Annahme, dass Kompromisse mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten auf unserem Planeten möglich seien. Die Reaktionen des Erdsystems auf unsere Eingriffe sind Tatsachen, die die Verhandlungsbasis für uns Menschen bestimmen. Erst nach dem Schritt, die Natur als solche einzuordnen, kann zwischen verschiedenen Interessengruppen verhandelt werden. Wohlgemerkt immer unter Einhaltung der planetaren Grenzen. Denn das Erdsystem reagiert nicht auf vertraglich festgehaltene Zusagen oder wohlklingende Absichtsbekundungen, sondern nur auf Taten.
Jede Emissionsverminderung ist gut und notwendig. Es gibt keine Reduktionen, die wir als zu unbedeutend ablehnen könnten. Idealerweise beginnen wir mit den größten Posten, gereiht nach ansteigenden Entbehrungen für die Menschen und ihre Gewohnheiten. Aber der wichtigste Faktor, der die Einschnitte schmerzhafter machen wird, ist die Zeitdimension. Jede Verzögerung kommt uns sehr teuer zu stehen. Wir werden sie vielfach bezahlen müssen.
Deshalb ist das Verhalten vieler, beim Klimaschutz in Bilanzen zu denken, dermaßen problematisch. Wer kein Auto hat, darf nicht stattdessen doppelt so viel Fleisch konsumieren; wer in einem Passivhaus wohnt, darf nicht beliebig um die Welt fliegen.
Uns von dieser Denkweise zu befreien, die jeden mühsamen Fortschritt in kürzester Zeit zunichtemacht, ist unsere gesellschaftliche und individuelle Hauptaufgabe. Daran werden wir uns messen lassen müssen.