Klima als Metapher

Sicherheitshinweis: Der folgende Artikel enthält eine bedenklich hohe Dosis an Wortspielen und Sprichwörtern, die bei maßlosem Konsum zu unwiederkerbaren Schäden führen könnten.

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In der Klimadebatte werden oft Metaphern und Bilder bemüht, um das abstrakte Thema zu veranschaulichen. Oft wird jedoch zugleich durch die Wortwahl das Problem kleingeredet.

Besonders beliebt in diesem Kontext sind Sprachbilder, die mit Verkehr assoziiert werden. Greta selbst sprach davon, dass wir die Notbremse ziehen müssten. Diese Metapher ist reich an Interpretationsmöglichkeiten. Man betrachtet die Menschheit und die Welt als Passagiere eines Zuges, der entweder in die falsche Richtung, zu schnell, unkontrolliert oder auf einen Abgrund zu fährt. Keine*r kann sich diesem Kurs entziehen. Dahinter könnte man das Grundideal kapitalistischen Fortschrittsglaubens vermuten, der im 19. Jh. mit der Industrialisierung, in einem Zug die perfekte Beschreibung des propagierten Lebensgefühls gefunden hat, nämlich eines klaren durch Schienen vorgegebenen Weges, der zu immer mehr Wachstum und Wohlstand führen soll. Gretas Forderung könnte folglich als Abkehr dieses Denkens verstanden werden, weil das Wachstum zu unumkehrbaren Schäden an Welt und Mensch geführt hat Würde man diesem Bild folgen, müsste eine drastische Umsteuerung aller Lebensbereiche vorgenommen werden

In Abgrenzung dazu sprechen viele von einem Bus als geeignete Symbolik für die Klimakrise. Aufgrund des Trägheitssatzes (2. Newton’sches Gesetz) kann ein sich bewegender Körper nicht abrupt diesen Zustand verlassen. Das wird oft als Argument dafür angeführt, dass Wirtschaft und Gesellschaft eine Umstellungszeit benötigen, um die Veränderungen mittragen zu können. Ein Bus kann eine Kurve nicht zu scharf nehmen, weil dieser zu kippen drohen würde. Darüber hinaus kann ein Bus nicht abrupt bremsen ohne die Insassen zu beeinträchtigen. Das vervollständigt die Ansicht, dass Menschen sich nur graduell umstellen könnten. Fraglich bleibt, ob wir so viel Zeit haben.

Dieses Bild lässt sich leicht entkräften. Einerseits wird mit vergehender Zeit der Untätigkeit das anschließend notwendige Umlenken umso schärfer erfolgen müssen, um die Kurve noch zu kriegen und die Ausfahrt nicht zu verpassen, andererseits weiss man, dass die Auswirkungen eines radikalen Manövers auf die Insassen im hinteren Busabschnitt, insbesondere hinter der letzten Achse, deutlich gravierender sind als auf die privilegierten Insassen weit vorne. Sähe man die Insassen als Weltgemeinschaft, so wäre der logische Schluss, dass die wohlhabenden Länder, die sich gute Plätze im Bus gesichert haben, für eigene Profite ein Umlenken verzögern, wohlwissend, dass dieses Verhalten zum Schaden und auf Kosten der schwachen und benachteiligten Gruppen im hinteren Busabschnitt geht. Das verdeutlicht, wie sehr Klimaschutz auch eine Frage globaler Gerechtigkeit ist.

Um aus den klaren Handlungsanweisungen, konkrete Maßnahmen zu treffen, muss allerdings das Bewusstsein, dass wir uns im selben Boot befinden wachsen

Zurück zum Zug: man versteht hier deutlich, dass es zeit ist zu handeln. Um die Entwicklung nicht selbst zu befeuern, sondern konsequent umzusteuern, fehlt nicht viel. Viele Wege sind auf dem Tisch. Wir müssen nur die Weiche umstellen und die Passagiere des Zuges Erde retten.

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